Gemüse
In früheren Zeiten war die körperliche Arbeit wesentlich mehr verbreitet als heute und der Konsum an Kohlehydraten war viel höher. Gemüse wurde lediglich als Beilage serviert, war aber aufgrund der Lagerfähigkeit im Winter sehr wichtig. Heute hat sich diese Tendenz geändert. Es werden weniger Kohlehydrate konsumiert, dafür hat sich der Anteil an Vitaminen, an Mineralstoffen und Ballaststoffen erhöht. Das Gemüse gehört somit zu den wichtigen Nahrungsmitteln. 1980 wurden pro Kopf in der Schweiz noch 57 kg Gemüse gegessen, heute sind es 86 kg. Etwa 55% davon kommen aus Schweizer Produktion, der Rest wird importiert hauptsächlich aus Frankreich, Italien und Spanien.
Alte Sorten
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts verschwanden viele alte Sorten, die an unser Klima im Alpenraum angepasst waren. Sie entsprachen nicht mehr den Anforderungen der Konsumenten. Die meisten Gemüseproduzenten bauen heute Hybride an, die einen höheren Ertrag erzielen, einen erfolgreichen Anbau garantieren und eine gleichmässige Qualität haben. Aber, durch das Verschwinden der alten Sorten geht auch ein wichtiger Genpool verloren. Die Gründe alte Sorten zu erhalten sind vielfältig: sie sind ein Genreservoir, welches der Mensch für neue Züchtungen nutzt, sie sind gegen gewisse Krankheiten resistent und haben durch ihre lokalen Anpassungen spezifische Eigenschaften.
Erhaltung
In der Schweiz engagieren sich verschiedene Organisationen, Private und Saatgutfirmen für die Erhaltung alter Sorten. Im Auftrag des BLW werden mit Saatgut aus der Nationalen Genbank der Agroscope Changins verschiedene Versuche durchgeführt. Die Sorten, die oft während Jahren in der Genbank waren, werden ausgesät um die verschiedenen UPOV-Kriterien und weitere agronomische Eigenschaften zu beurteilen (UPOV=Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen).
Im 2015 untersuchte die Firma Zollinger verschiedene alte Gurkensorten schweizerischer Herkunft oder ausländischer Herkunft aber mit sozio-kulturellem Wert für die Schweiz, sowie Raritäten und Kuriositäten. Auf ähnliche Weise wurden im 2014 von der Firma Artha Samen Sellerie-Sorten getestet. Die für die Schweiz als wichtig befundenen Sorten stehen auf der so genannten Positivliste. Die Positivliste Gemüse enthält 908 Akzessionen (Stand 31.01.2024). Sie werden in der Nationalen Genbank Agroscope Changins gelagert und so langfristig erhalten.