Futterpflanzen
Die schweizerische Landwirtschaft ist stark durch Wiesen und Weiden geprägt. Rund 70% der landwirtschaftlich genutzten Flächen sind Grasland. Auf Grund der speziellen Topographie unseres Landes, welche die lokalen klimatischen Bedingungen, die Lebensräume, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt beeinflusst, ist die Vielfalt unserer Wiesen und Weiden sehr gross.
Die Schweiz verfügt über einen beachtlichen Genpool, der sowohl in der Schweiz als auch in anderen Ländern bei vielen Züchtern von Futterpflanzen auf grosses Interesse gestossen ist. Aufbauend auf der genetischen Vielfalt der einheimischen, natürlichen Populationen von futterbaulich interessanten Arten züchten Forscher seit vielen Jahren Sorten, die lokal angepasst sind, die konkurrenzstark sind, die gegen Schaderreger resistent sind und die für die Ernährung des Viehs qualitativ hochstehend sind.
Was müssen wir heute unbedingt erhalten?
Alte Sorten oder Herkünfte von Futterpflanzen
Das Sortenassortiment der Futterpflanzen ist gross. Viele Sorten sind mit der Zeit durch neuere Sorten ersetzt worden. Die genetische Vielfalt all dieser Sorten, welche an bestimmte Eigenschaften gebunden sind, muss unbedingt erhalten werden. So sind heute zum Beispiel 18 verschiedene Sorten/Herkünfte der Saat-Esparsette in Erhaltung, oder 42 Sorten/Herkünfte des Rotschwingels, usw.
Erhaltung der Futterpflanzen in ihren natürlichen Lebensräumen (in-situ-Erhaltung)
Die Vorteile der in-situ-Erhaltung oder der Erhaltung der Futterpflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum sind vielfältig. Insbesondere bleiben die Arten den dynamischen Prozessen, dem Klimawandel oder der natürlichen Selektion weiterhin ausgesetzt.
Zu den futterbaulich relevanten Pflanzengemeinschaften gehören die natürlichen mesophilen bis eutrophen Wiesen (Fromentalwiesen, Goldhaferwiesen, Italienisch-Raigras-Wiese und andere). Diese sind aber nur lückenhaft inventarisiert, sie stehen nicht unter Schutz und die Flächen nehmen insbesondere im Mittelland ständig ab. Die extensiven Wiesen (Trockenwiesen und -weiden / Feuchtwiesen) sind ausgenommen. Diese sind in nationalen Inventaren aufgenommen und stehen unter Schutz.
Viele Experten sehen die Erhaltung der futterbaulich relevanten Pflanzenverbände (9 Verbände) in jeder biogeographischen Region der Schweiz (7 Regionen) und in verschiedenen Höhenlagen und Expositionen als beste Variante, die Futterpflanzen in situ zu erhalten.
Seit 2022 fördert der Bund im Rahmen des nationalen Aktionsplans NAP-PGREL die Erhaltung der genetischen Vielfalt von Futterpflanzen mit einem In-situ-Beitrag. Bis zu 2'750 ha In‑situ-Flächen mit den darauf vorkommenden standortangepassten und authochthonen Pflanzenarten können einen jährlichen In-situ-Beitrag erhalten. Die Flächen sind auf die ganze Schweiz mit ihren biogeografischen Regionen verteilt. Das Flächenmaximum ist noch nicht ausgeschöpft und es werden weiterhin geeignete Flächen gesucht.